Herr Gschwend, wie alt ist das "Rote Haus" und was weiss man über seine Geschichte?
Urs Gschwend: Nach alten Unterlagen - und aufgrund von Inschriften am Gebäude - ist man stets davon ausgegangen, dass das Haus im Jahr 1732 erstellt worden ist. Wir haben aber mit den chronologischen Untersuchungen 1706 als Baujahr festlegen können. Ursprünglich baute man das "Rote Haus" als Äbtisches Zehntenhaus, eine Art Steueramt des damals auch weltlich regierenden Abts von St.Gallen, wo die Steuerpflichtigen den zehnten Teil ihrer Erträge aus Ernten und Finanzgeschäften abgeben mussten. Später war das Gebäude ein Gasthaus mit dem originellen Namen "Roter Ochs".
Seit wann gehört Ihnen das "Rote Haus?
Unser Familienunternehmen, die Gschwend Holzbau AG, hat das "Rote Haus" im Jahr 2014 erworben.
Welche Prinzipien verfolgten Sie bei der Renovation?
Wir wollten möglichst viel Rücksicht auf die bestehende Substanz nehmen und sind der Meinung, dass uns das sehr gut gelungen ist. Dies wurde uns auch von der Denkmalpflege und dem Restaurator der Malereien bestätigt.
Und wie lange haben Sie daran gearbeitet?
Die Umbauzeit hat mehrere Jahre gedauert, da wir jeweils an unseren eigenen Objekten arbeiten, wenn wir die Zeit und Kapazität dazu haben. Die Kundenprojekte geniessen stets Priorität.
Im renovierten Haus gibt es eine ganze Reihe von Highlights. Welche würden Sie da herauspicken?
Der Ofen, der im Bild zu sehen ist, ist ein „Bleiker“ Ofen aus der Werkstatt Germann in Bleiken bei Sulgen. Erstellt wurde er gemäss Schätzungen um das Jahr 1800. Beim kompletten Abbau und neuen Aufbau haben wir eine Kachel mit der Zahl 15 entdeckt. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass der Ofen aus dem Jahr 1815 stammt. Ein zweiter Ofen, auch ein "Bleiker", steht in der östlichen Wohnung, welche als einzige noch nicht umgebaut ist.
Türen bei bestehenden alten Wänden wurden so belassen wie wir sie vorgefunden haben, bzw. mit entsprechend alten Schlössern versehen. Fehlende Türen in alten Wänden wurden neu produziert, jedoch in der handwerklichen Ausführung wie vor 316 Jahren. Fehlende Schlösser wurden aus eigenem Lagerbestand oder sonst aus jenem des Bauteillagers des Kantons Thurgau besorgt.
Die Räume und deren Grösse wurden in der Regel nicht verändert und wenn irgendwie möglich auch der Ausbaustandard nicht. Die Fassadenwände mussten natürlich isoliert und neu verkleidet werden.
Wie viele Wohnungen gibt es jetzt im "Roten Haus" und wie viele sind noch verfügbar?
Es sind insgesamt vier Wohnungen, eine davon ist noch nicht umgebaut. Vor Wochenfrist fertig gestellt wurden: 1 neue 2.5-Zimmer Maisonette-Wohnung (bereits vermietet), 1 neue 3.5.Zimmer-Maisonette-Wohnung und 1 neue 5.5-Zimmer-Maisonette-Wohnung. Aktuell sind also zwei Wohnungen zu vermieten.
Herr Gschwend, vielen Dank für die Auskünfte.