Viele Jahre lang habe ich Kinder auf den grossen Tag der Erstkommunion vorbereitet. Einer der Höhepunkte in dieser Zeit war jeweils der Aschermittwoch. Im Vorfeld dieses Tages habe ich die Kinder aufgefordert, einen Brief an Gott zu schreiben, in dem sie ihm alles mitteilten, was in ihrem Alltag nicht so gelungen wr, angefangen vom Streiten bis hin zu der Tatsache, dass sie sich vielleicht nicht so um ihre Haustiere gekümmert hatten, wie es gut gewesen wäre.
Zeichen der Vergebung und Versöhnung
Die Kinder gingen immer mit grossem Eifer an die Sache und freuten sich darauf, am Aschermittwoch diese Briefe an Gott zu übergeben. Als Zeichen der Vergebung und Versöhnung warfen wird die Briefe ins Feuer, das aus den Palmzweigen des vergangenen Jahres angefeuert wurde. Sobald das Feuer gelöscht war, wurde die Asche gesiebt und im Gottesdienst den Menschen in Form eines Kreuzes auf die Stirn gerieben oder aufs Haupt gestreut.
Hervorragend zur Reinigung
Auf die Frage, warum man das macht, habe ich den Kindern folgendes erklärt: Auch wenn Asche grau und schmutzig aussieht, ist sie doch hervorragend zur Reinigung geeignet. Man kann daraus zB Zahnpasta oder Seife herstellen. Ebenso ist sie gut als Dünger einzusetzen auf Feldern oder in Gärten, damit etwas Gutes besser wächst.
Übertragen auf uns Menschen und den Aschermittwoch heisst das, dass das Aschenkreuz uns am Beginn der Fastenzeit daran erinnern soll, dass die Zeit der Umkehr begonnen hat und die Menschen die Reinigung ihrer Seelen anstreben und etwas Neues, Besseres beginnen soll.
Erinnerung: Niemand ist perfekt
Die Tradition des Aschekreuzes ist dabei schon sehr lang. Seit biblischen Zeiten bis zum 10. Jahrhundert gab es die öffentliche Busse. Die Menschen machten sich ihrer Verfehlungen bewusst, indem sie ein Bussgewand anzogen und sich Asche aufs Haupt streuten. Daher stammen die heutigen Redewendungen «in Sack und Asche gehen» oder «Asche auf mein Haupt».
So, deutlich erkennbar für jedermann, waren die Büsser von den Sakramenten ausgeschlossen bis sie am Grün- oder Hohen Donnerstag die Absolution erhielten und wieder zur Mahlgemeinschaft zugelassen wurden. Im 11. Jahrhundert wurde diese Form der Busse abgeschafft und die Auflegung des Aschekreuzes für alle Gläubigen eingeführt, um so alle daran zu erinnern, dass niemand ein perfektes Leben führt und wir alle der Umkehr bedürfen.
Gleichzeitig erinnern die Worte, die beim Auflegen des Aschekreuzes gesprochen werden, daran, dass der Mensch nicht ewig lebt: «Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst» (vgl. Gen 3,19). Wir alle sollten uns immer wieder bewusst machen, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist und die Zeit der Vergebung und Versöhnung jetzt ist.
Beate Kuttig, Seelsorgerin Katholische Kirche St.Gallen