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Kultur
20.04.2022
21.04.2022 09:39 Uhr

Lourdesgrotte Zuckenriet: Marienverehrung seit 1935

An allen fünf Sonntagen im Mai 2022 finden die Maiandachten in der Lourdesgrotte statt. Bild: Ernst Inauen
Am 26. Mai 1935 weihte Bischof Dr. Aloisius Scheiwiler von St.Gallen die neu erstellte Lourdesgrotte Zuckenriet ein. Jährlich wird seither im Monat Mai an jedem Sonntagnachmittag eine feierliche Andacht durchgeführt, sofern das Wetter dies ermöglicht.

Von Ernst Inauen

Grotten haben als Stätten der Andacht und Marienverehrung in der katholischen Kirche seit der Erscheinung der Jungfrau Maria in Lourdes eine besondere Bedeutung. In zahlreichen Gemeinden wurden Nachbildungen der viel besuchten Gedenkstätte im südfranzösischen Wallfahrtsort angelegt. Dort erschien nach Überlieferungen 1858 die Jungfrau Maria dem Bauernmädchen Bernadette in der Felsenhöhle Massabielle. Der überzeugte Zuckenrieter Marienverehrer und langjährige Kapell- und Schulratspräsident Leo Jung (1898 – 1983) hegte aus innerem Antrieb den Wunsch, oberhalb des Dorfes ebenfalls eine Gedenkstätte für die Muttergottes zu erstellen. Auf seine Initiative konnte das in unmittelbarer Nähe des Schlosses liegende Grundstück nach jahrelangen, beharrlichen Verhandlungen erworben werden. Dank freiwilliger Spenden der Kapellgenossen und auswärtiger Gönner war dieser Kauf möglich. Einheimische Bauern und Handwerker erstellten darauf eine Lourdesgrotte, die im Mai 1935 durch Bischof Aloisius Schweiwiler eingeweiht wurde.

Zugang erleichtert und behindertengerecht

Der Zugang zur Lourdesgrotte Zuckenriet war bisher über einen relativ steilen Anstieg von der Töbelistrasse her oder über einen kleinen Kiesweg von der Strasse kurz vor dem Schloss her möglich. Nun entschloss sich der Verwaltungsrat der Kapellgenossenschaft, diesen oberen Zugang neu zu gestalten und damit auch eine rollstuhlgängige Zufahrt zu ermöglichen. Das einheimische Bauunternehmen Schlauri & Holenstein übernahm im April 2022 die Arbeitsausführung, um rechtzeitig auf die erste Maiandacht bereit zu sein. Bruno Krucker, der bereits seit über 40 Jahren nach der Maurerlehre der Zuckenrieter Firma die Treue hält, war mit einem Kleinbagger für den Rückbau des Kiesweges und den Aushub für die Kieskofferung des neuen Zugangs verantwortlich. „Ich fühle mich ebenfalls mit der Grotte verbunden, konnte ich doch schon seit Jahrzehnten öfters Einsätze bei Unterhaltsarbeiten oder bei der Installation der Sitz- und Betbänke ausführen“, erzählte er bei einem Augenschein des Berichterstatters. Der neue Weg mit einer Breite von 1,2 m werde mit einem naturnahen Filterbetonbelag versehen, der eine rauere, rutschfeste Oberfläche hat und mit einem Gefälle von etwa 5% behindertengerecht gestaltet ist. Vor einigen Jahren liess die Kapellgenossenschaft eine neue Opferkerzennische erstellen.

Bruno Krucker von der Baufirma Schlauri & Holenstein führte die Arbeiten aus. Bild: Ernst Inauen
Der bisherige obere Zugang von der Schlossstrasse erfolgte über eine abschüssigen Kiesweg Bild: Ernst Inauen
Der neu erstellte Zugangsweg mit einem Filterbetonbelag ist rollstuhlgängig und flacher. Bild: Ernst Inauen
Bild: Ernst Inauen
Vor einigen Jahren wurde eine neue, naturnahe Opferstocknische installiert. Bild: Ernst Inauen

Festliche Einweihung mit bischöflicher Präsenz

Die Familie Schlauri hat seit jeher eine besondere Beziehung zur Lourdes-Grotte. Am 27. Dezember 1934 erfolgte der erste Spatenstich durch Baumeister Gottfried Schlauri-Klaus, Grossvater der heutigen Generation des Bauunternehmens. Die Baukosten konnten durch zahlreiche Schenkungen von Material, Tuffsteinen, Holz, Betbänken und Transportleistungen sowie durch Fronarbeiten tief gehalten werden. Bei einer Lourdeswallfahrt wurde eine Marienstatue gekauft und nach Zuckenriet überführt. Der damals zuständige Pfarrer Wendlinger von Niederhelfenschwil begleitete das Vorhaben wohlwollend. Die Einweihung durch den St.Galler Bischof Aloisius Scheiwiler wurde für die Zuckenrieter Bevölkerung bei prächtigem Frühlingswetter zu einem Freudentag. Eine grosse Zahl gläubiger Mitchristen und sieben Priester (!!!!) nahmen an der Prozession von der alten Kapelle zur idyllischen Gedenkstätte teil. Dekan Martin Weibel hielt eine tiefgründige Festrede. Dem Weihegebet folgte das frisch gesungene „Magnificat“ der Schuljugend. Nach der Einweihungsfeier wurde dem Bischof im damals noch bestehenden Bürgerheim Kaffee serviert. Ein Gedenkstein im Grottenareal weist noch heute auf den denkwürdigen Weiheakt hin. Die Lourdesgrotte steht im Besitz der Kapellgenossenschaft, die auch für einen regelmässigen Unterhalt sorgt.

Die Maiandachten finden an den Sonntagen des 1., 8., 15., 22.und 29. Mai 2022 um 14.00 Uhr statt. Bei schlechtem Wetter wird die Andacht in der Georgskapelle durchgeführt.

Auch im Winterhalbjahr besuchten Marienverehrer die Gedenkstätte. Bild: Ernst Inauen
Ernst Inauen