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Gast-Kommentar
Kanton SG
11.03.2025
13.03.2025 18:12 Uhr

Bruno Cozzio kommentiert die Frühjahrssession des Kantonsrats

Kantonsrat Bruno Cozzio kommentiert aus dem Kantonsrat. Bild: BC / jg
Am 10. und 11. März trafen sich die Mitglieder des St.Galler Kantonsrats zur Frühjahrssession 2025. Dank der zügigen Arbeiten und den "sympathisch kurzen Voten zu den Geschäften" konnte die Session bereits am zweiten Tag geschlossen werden. Kantonsrat Bruno Cozzio aus Uzwil kommentiert das Wichtigste aus seiner Sicht.

Der zweite Sessionstag - 11. März 2025

Für einmal begrüsste uns Vice-Kantonsratspräsident Walter Freund und ging gleich zur Dringlichkeitserklärung von zwei Interpellationen über – und einmal mehr war der Wolf Thema. Die Sichtung von drei Wölfen nahe an Wohngebieten und in der Nähe von wartenden Schulkindern hatte verständlicherweise Ängste geweckt. Der Rat nahm dies mit der Dringlicherklärung der Interpellation 51.25.14, Wolf im Siedlungsgebiet, was muss noch geschehen (Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen), ernst und erwartete von der Regierung noch am selben Tag eine Antwort, wie sie zu handeln gedenke.

Ebenfalls mit klarer Mehrheit wurde die Dringlichkeit der Interpellation 51.25.15 der SVP-Fraktion, der Mitte-EVP-Fraktion und der FDP-Fraktion angenommen: Entlastungspaket 2027 bedroht den Flugplatz St.Gallen-Altenrhein und gefährdet zahlreiche Arbeitsplätze (Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen). Das Entlastungspaket 2027 des Bundes bedrohte die Existenz des Flughafens Altenrhein und damit zahlreiche Arbeitsplätze in der Region. Die drei Fraktionen forderten deshalb eine Stellungnahme der Regierung zu möglichen Gegenmassnahmen. Auch hier stimmte die Mehrheit des Rates zu, sodass die Regierung am folgenden Sitzungstag ihre Planung darlegen musste.

Beide Interpellationen standen somit nochmals auf der Traktandenliste.

Beim Geschäft 33.25.04, Kantonsratsbeschluss über die Genehmigung des Aufgaben- und Finanzplans 2026–2028 (Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen), übernahm für das Hauptgeschäft dieser Session wieder Kantonsratspräsidentin Barbara Dürr die Ratsführung. Die Staatsquote stieg weiterhin massiv an, deutlich stärker als die Steuereinnahmen. Dies führte zu einem strukturellen Defizit, das aus den Reserven des Kantons langfristig nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Daher mussten Massnahmen ergriffen werden. Zur Debatte standen sowohl Mehreinnahmen (Steuererhöhungen) als auch Sparmassnahmen, ebenso die Höhe der Einsparungen. Die Mehrheit des Rates unterstützte den Antrag der Finanzkommission, der eine Steuerstrategie ohne Steuersenkungen oder -erhöhungen vorsah und zugleich klare Sparvorgaben enthielt. Bis 2028 sollte ein Sparpaket von 180 Millionen Franken umgesetzt werden – gestaffelt in 60 Millionen für 2026, 120 Millionen für 2027 und 180 Millionen für 2028. Die Ratslinke bekämpfte diesen Antrag erfolglos. Mit der Genehmigung des Finanzplans wurde die Regierung beauftragt, dem Rat bereits im Budget 2026 die ersten 60 Millionen Franken Einsparungen aufzuzeigen.

Auch der Antrag zur ganzheitlichen Steuerstrategie der Finanzkommission wurde von der Ratslinken bekämpft, jedoch von der Ratsmehrheit klar angenommen. Regierungsrat und Finanzchef des Kantons unterstützten die Strategie ebenfalls ausdrücklich.

Nach der Debatte zum Finanzplan folgten Wahlen, diesmal lediglich die Genehmigung der von der Regierung vorgeschlagenen Kandidaten.

  • Genehmigung der Wahl der Mitglieder des Universitätsrates der Universität St.Gallen für die Amtsdauer 2025–2028: Alle von der Regierung gewählten Mitglieder wurden mit klarem Mehr bestätigt (Link Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen).
  • Genehmigung der Wahl des Präsidenten des Universitätsrates: Zeno Staub aus Zürich wurde als neuer Präsident ebenfalls klar bestätigt.

Herzliche Gratulation an alle Gewählten zu ihrer neuen und wichtigen Aufgabe zugunsten des Standorts St.Gallen und der Universität St.Gallen.

Ein weiteres wichtiges Geschäft war der VIII. Nachtrag zum Strassengesetz, der auch die Mountainbike-Strategie des Kantons St.Gallen regelte. Die gesetzliche Grundlage wurde geschaffen, um diesen Sport gezielt zu fördern, während gleichzeitig die Interessen der Landbesitzer, der Landwirtschaft, der Jagd, der Forstwirtschaft und des Naturschutzes berücksichtigt wurden. Der Rat hiess die Vorlage in erster Lesung gut.

Eines der umstrittensten Geschäfte war der Kantonsratsbeschluss über den Bau der „Kantonsstrasse zum See“ mit Kostenbeteiligung am „Anschluss Witen mit Zubringer“. Die Ratslinke argumentierte, dass nach der Ablehnung der Autobahnausbauten auf Bundesebene keine weiteren Strassenbauprojekte mehr nötig seien. Die Ratsmehrheit hielt dagegen, dass diese Strasse der Verkehrsentlastung von Goldach und Rorschach diene und den Gewerbeverkehr aus Wohngebieten fernhalte. Zudem sah die Mehrheit darin eine Chance für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region.

Weitere Geschäfte, die in erster Lesung gutgeheissen wurden, betrafen Anpassungen im Kantonsstrassenplan und die gesetzlichen Grundlagen für das Hochwasserschutzprojekt Rhesi am Rhein. Letzteres sieht über eine Bauzeit von 20 Jahren Investitionen von 2,1 Milliarden Franken vor, wobei die Schweiz und Österreich je die Hälfte der Kosten tragen. Der Kanton St.Gallen muss davon 200 Millionen übernehmen.

Nach der Behandlung weiterer Interpellationen aus dem Gesundheitsdepartement und dem Departement des Innern wurden vier Standesbegehren, Motionen und Postulate behandelt:

  1. Motion zur Schliessung einer gefährlichen Rechtslücke im polizeilichen Bedrohungsmanagement: Der Kantonsrat forderte die Regierung auf, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, um Anordnungen anderer Kantone im Bereich Gewaltschutz auch in St.Gallen zu vollziehen.
  2. Postulat zur nachhaltigen Verkehrsverlagerung für die Sanierung des Rosenbergtunnels: Die Ratsmehrheit trat nicht darauf ein, da die Regierung bereits mit dem Bund nach Lösungen suchte.
  3. Standesbegehren zur Strategie der „Frühen Förderung“: Eine vorgeschlagene Anpassung der ärztlichen Kontrolluntersuchungen wurde knapp abgelehnt.
  4. Standesbegehren zur Vereinfachung von Landesverweisungen: Die Ratsmehrheit entschied sich für eine gemässigtere Version des Begehrens, die gezielt auf problematische Fälle abzielte.

In den Schlussabstimmungen wurden folgende Geschäfte verabschiedet:

  • III. Nachtrag zum Personalgesetz mit 110 Ja-Stimmen bei 0 Nein-Stimmen.
  • Kantonsratsbeschluss über den Beitritt zur interkantonalen Vereinbarung zur BVG- und Stiftungsaufsicht mit 111 Ja-Stimmen bei 0 Nein-Stimmen.

Dank effizientem Arbeiten konnte die Frühlingssession 2025 bereits um 16:35 Uhr nach zwei Tagen abgeschlossen werden. Die Ratspräsidentin verabschiedete die Mitglieder mit besten Grüssen in den kommenden Frühling.

 

Der erste Sessionstag - 10. März 2025

Pünktlich um 14:00 Uhr eröffnete die Kantonsratspräsidentin Barbara Dürr die Session mit verschiedenen Informationen zum aktuellen Geschehen. Zum Ablauf bemerkte sie, dass aufgrund der unbestrittenen Geschäfte die Session auf zwei Tage gekürzt wurde und allfällige Vorstösse erst am Schluss behandelt würden.

Dann ging es in die Geschäfte, zuerst verschiedene Wahlgeschäfte.

12.25.03 Ersatzwahl in die Staatswirtschaftliche Kommission für die Amtsdauer 2024/2028. Mitte-Kantonsrat Mathias Müller aus Lichtensteig wurde einstimmig gewählt.

12.25.04 Ersatzwahl in die Finanzkommission für die Amtsdauer 2024/2028. SP-Kantonsrätin Andrea Schöb aus Thal wurde einstimmig gewählt.

13.25.01 Wahl der Regierungspräsidentin oder des Regierungspräsidenten für die Amtsdauer 2025/2026. Regierungsrat Beat Tinner wurde mit 92 Stimmen zum neuen Regierungspräsidenten gewählt, mit Amtsantritt am 1. Juni 2025.

15.25.04A Wahl der Präsidentin oder des Präsidenten des Verwaltungsgerichts für die Amtsdauer 2025/2027. Mit 97 Stimmen wurde Arthur Brunner aus Züberwangen ohne Gegenstimme mit einem Spitzenresultat gewählt.

Die zweiten Lesungen brachten keine grossen Diskussionen, und so wurde nur zum Geschäft 22.24.06, III. Nachtrag zum Personalgesetz, kurz das Wort ergriffen. Nach Erfüllung des Auftrags zur Prüfung der Möglichkeiten der Personalverbände zur Einsprache bei Lohnverhandlungen – diese wurden gewährt – wurden beide Geschäfte zur Schlussabstimmung gutgeheissen.

Anschliessend ging es in die ersten Lesungen.

Das Geschäft 33.24.05, der Kantonsratsbeschluss über die Sonderkredite für die Erneuerung und den Ausbau sowie für den Betrieb des Reinraums am Campus Buchs, war unbestritten und wurde von allen Fraktionen gewürdigt. Dieses länderübergreifende Projekt wurde von der gesamten Region im Rheintal getragen, sodass auch eine Mitfinanzierung aus Vorarlberg eingefordert werden konnte. Schlussendlich blieben die Artikel unbestritten, und das Geschäft wurde in der Vorlage der Regierung für die zweite Lesung überwiesen.

Mit dem Wechsel zu sechs Nachträgen zum Gemeindegesetz wurden verschiedene Gemeinden betreffende Gesetze diskutiert. Diese wurden unterschiedlich aufgenommen: von einem Nichteintreten bis zur Überweisung in der Fassung der Regierung gab es alle Varianten. Hier eine kurze Erläuterung der Geschäfte und die Entscheide des Rates:

22.24.09 IV. Nachtrag zum Gemeindegesetz (Ersatzbehörde): Die Ersatzbehörde greift, wenn eine Gemeinde ohne rechtskräftige Führung dasteht, meist durch die Organe einer anderen Gemeinde. Die klare Mehrheit des Rates folgte der vorberatenden Kommission und wollte weiterhin die Freiwilligkeit dieser Übernahme beibehalten, sodass auf dieses Geschäft nicht eingetreten wurde.

22.24.10 V. Nachtrag zum Gemeindegesetz (Unmöglichkeit der Durchführung der Bürgerversammlung): Auch hier beantragte die vorberatende Kommission das Nichteintreten. Die Regierung votierte mit einem roten Blatt für das Eintreten, um in ausserordentlichen Situationen (z. B. einer Pandemie) eine Absage einer Bürgerversammlung rechtlich zu ermöglichen. Die Mitte-EVP-Fraktion, die FDP und die Ratslinke folgten dieser Argumentation, sodass das Geschäft auch so durch den Rat ging.

22.24.11 VI. Nachtrag zum Gemeindegesetz (Kollegialprinzip der Geschäftsprüfungskommission): Dieser Nachtrag war unbestritten, da klar war, dass auch die GPK als eine Behörde auftreten muss.

22.24.12 VII. Nachtrag zum Gemeindegesetz (Unzulässigkeit von Volksmotionen): Mit klarem Mehr gegen die SVP wurde auf das Geschäft eingetreten und somit eine klare Regelung zu den Volksmotionen in den Gemeinden in erster Lesung ermöglicht.

22.24.13 VIII. Nachtrag zum Gemeindegesetz (Schulkommission in Einheitsgemeinden): Hier sollte den Gemeinden mehr Spielraum gegeben werden, was die Mehrheit des Rates mit Eintreten und Gutheissung auch befürwortete.

22.24.14 IX. Nachtrag zum Gemeindegesetz (Vereinbarungen mit anderen Gemeinwesen): Dieses Geschäft war unbestritten und wurde ohne Diskussion genehmigt.

Weitaus umstrittener als die vorhergehenden Geschäfte war das Geschäft 33.24.09, der Kantonsratsbeschluss über die Mietkosten für die Kantonspolizei St. Gallen im Interventionszentrum des Bundes für den Zoll Ost in St. Margrethen. Nicht die Zusammenarbeit zwischen dem Kanton (Kantonspolizei) und dem Bund (Zollbehörden) war umstritten, sondern die Kosten. Die Mehrheit des Rates war der Meinung, dass die Kosten nicht verhältnismässig waren. Nach langer Diskussion wurde das Geschäft nach dem Eintreten an die vorberatende Kommission zurückgewiesen, um eine bessere Lösung für den Kanton St. Gallen zu erreichen. Regierungsrat Christof Hartmann versprach dem Rat, mit diesem Entscheid sofort mit dem Bund in Gespräche zu treten, um eine finanziell bessere Lösung zu erreichen. In der Junisession wird sich zeigen, ob dieser Entscheid richtig war.

Nun übernahm Vizepräsident Walter Freund die Ratsführung für die Behandlung parlamentarischer Vorstösse. Als erstes wurde die Motion 42.24.14 behandelt, welche die Zweckbindung von Verkehrsbussen forderte. Die SVP wollte die Einnahmen aus Verkehrsbussen ausschliesslich für den Strassenbau verwenden. Die Regierung sprach sich dagegen aus und wollte die Gelder weiterhin in der allgemeinen Staatskasse belassen. Mit klarem Mehr wurde die Motion verworfen, sodass die Einnahmen weiterhin nicht zweckgebunden sind.

Anschliessend wurden Interpellationen verschiedener Departemente beantwortet und erledigt. Mit der Beantwortung von insgesamt 22 Interpellationen waren die Geschäfte für den Tag erledigt. Informationen dazu findet man im Ratsinformationssystem Kantonsrat St.Gallen.

Die Ratspräsidentin verabschiedete die Ratsmitglieder nach Hause. Die Session wird am Dienstag, 11. März, mit dem Schwerpunkt "Aufgaben und Finanzplan 2026-2028" fortgesetzt.

Bruno Cozzio
Kantonsrat
Henau

Bruno Cozzio, Kantonsrat Die Mitte, Henau (Gemeinde Uzwil)