Der im evangelisch-lutherischen Hamburg gross gewordene Brahms orientierte sich bei der Auswahl seiner Texte nicht am traditionellen Kanon des Requiems als Totenmesse, sondern wählte aus Texten des Alten und Neuen Testamentes in der Lutherbibel solche aus, in denen der Trost der Hinterbliebenen im Mittelpunkt steht – eine mit Zuversicht getragene Musik für die Lebenden, weshalb man dieses Werk auch eher als Oratorium bezeichnen könnte.
Dies wird auch dadurch sichtbar, dass Brahms den Chor als Stimme der Gemeinschaft in seinem Werk ins Zentrum stellt – in diesem Konzert in eindrücklicher und gekonnter Weise vom Kammerchor Wil umgesetzt, umrahmt von den stimmgewaltigen, ausdruckstarken Solosängern, dem Bariton Matthias Horn und der Sopranistin Carmela Konrad. Begleitet wurden der Chor und die Solointerpreten von einem perfekt abgestimmten, sehr schönen Orchester.
Felicitas Gadient verabschiedet
Mit diesem Konzert wurde Felicitas Gadient verabschiedet, die den Kammerchor Wil während 20 Jahren geleitet hat. Ihr gilt ein herzliches Dankeschön für das wertvolle Engagement. Die Früchte ihrer Arbeit durften wir in diesem wundervollen Konzert geniessen, das mit langanhaltendem Applaus und «Standing Ovations» belohnt wurde – «Schönheit, die sich durch Präzision ergeben hat» (Fazit von Felicitas Gadient).