
Wechsel an Spitze von Regio Wil und Zukunft der Berufsbildung im Fokus


An der Delegiertenversammlung des Vereins Regio Wil vom 28. April 2025 im Berufs- und Weiterbildungszentrum Wil (BZWU) ist Lucas Keel nach sechs Jahren als Präsident verabschiedet worden. Der Gemeindepräsident von Uzwil bleibt dem Verein jedoch weiterhin als Vorstandsmitglied erhalten. Zum neuen Präsidenten wurde Beat Schwarz, Gemeindepräsident von Sirnach, gewählt. Die Delegierten bestätigten zudem sämtliche Vorstandsmitglieder in globo für eine neue Amtsdauer von vier Jahren.
Ein weiterer Meilenstein wurde mit der einstimmigen Verabschiedung des Agglomerationsprogramms der 5. Generation gesetzt. Dieses wurde zuvor bereits von 20 der 22 Mitgliedsgemeinden gutgeheissen und soll die regionale Entwicklung in zentralen Bereichen wie Wirtschaft, Verkehr, Siedlung und Landschaft nachhaltig vorantreiben.

Impulse für die Berufsbildung - Optionen für Zukunft
Im zweiten Teil der Versammlung richtete sich der Blick auf die Zukunft der Berufsbildung. Jürg Aebischer, Bildungsexperte aus Solothurn, moderierte die spannenden Referate und Diskussionen.
Einleitend skizzierte Marco Frauchiger, Rektor des BZWU, die Veränderungen im Berufsbildungsbereich. Er betonte, dass sich die Berufsbildung heute schneller wandelt als früher. Eine stärkere Individualisierung durch Lerncoaching und engere Kooperation zwischen Schule und Betrieb lasse die Handlungskompetenz der Lernenden steigern. Gleichzeitig müsse das System vereinfacht werden – mit Blick auf die sich ständig verändernden Berufe wäre es sinnvoller, statt in über 220 Berufen neu in 15 Basisprofilen auszubilden. Auch sei eine Abkehr vom wöchentlichen Unterricht hin zu Blockunterricht mit längeren Präsenzphasen wünschbar. Dies bringe nicht nur Effizienz-, sondern auch Kostenvorteile. Das gelte auch für die Ausbildungsstandorte: Statt wie beispielsweise aktuell sieben Standorte für industrielle Berufe im Kanton St.Gallen könnte mittelfristig mit ein bis zwei Kompetenzzentren gearbeitet werden.
Herausforderung für politischen Prozess und "Heilige Kühe"
Die angeregte Diskussion zeigte, dass diese Richtung auf Zustimmung stösst, aber auch politische und finanzielle Hürden zu überwinden sind. Regierungsrätin Bettina Surber (SG) bestätigte, dass dieser Weg eine Herausforderung für die Politik darstelle. Auch Christof Oswald, Personalchef von Bühler Schweiz, unterstrich aus Sicht der Wirtschaft die Notwendigkeit, neue Wege zu gehen.
Die Diskussion machte zudem klar, dass aufgrund der angespannten finanziellen Lage der Spardruck in den Kantonen eher noch wachsen wird. Neue konzentrierte Kompetenzzentren könnten als mögliche Lösung mit Einsparpotential Sinn machen. «Heilige Kühe» bezüglich Standorten von Berufsschulen - wie auch bei Spitälern - machen die Realisierung von interkantonalen Lösungen im politischen Prozess aber schwierig.
Die Diskussion offenbarte einen breiten Konsens: Die politische Realität mit knappen Finanzen und festgefahrenen Strukturen – etwa bei Schul- und Spitalstandorten – verlangt nach mutigen Lösungen. Die Schaffung neuer Kompetenzzentren wurde als möglicher Weg gewertet, um hohe Qualität zu sichern und gleichzeitig Ressourcen effizient einzusetzen. Mit Blick auf die Herausforderungen und mögliche Lösungen zeigten sich alle Beteiligten offen für weiterführende Gespräche.

Bildungslandschaften im Wandel
In zwei Impulsreferaten gaben die Regierungsrätinnen Denise Neuweiler (TG) und Bettina Surber (SG) Einblicke in die Strategien ihrer Kantone.
Neuweiler stellte heraus, wie zentral Industrie und Handwerk für die Berufsbildung im Thurgau seien. Der Austausch zwischen Schule und Wirtschaft funktioniere gut, doch auch Herausforderungen wie zunehmende psychische Belastungen bei Jugendlichen und der veränderte Unterrichtsstil seien nicht zu übersehen. Ein sinnvoller Mix von Lernmethoden sei nötig, ebenso wie neue Wege zur Gewinnung von Lernenden.
Surber wiederum hob die Berufsbildungsstrategie 2030plus hervor, mit der St.Gallen auf den Wandel reagiert. Neben Digitalisierung und technischem Fortschritt müsse auch das soziale Lernen gestärkt werden. Sie bezeichnete die Berufsbildung als künftigen Motor der regionalen Wirtschaft und plädierte für mehr interkantonale Zusammenarbeit – auch in der Weiterbildung, weil lebenslanges Lernen zur Norm geworden sei.