Jährliche Steuerausfälle von schätzungsweise 2.1 Milliarden Franken
Die Auswirkungen der Initiative würden sich aber keineswegs auf diese Direktbetroffenen beschränken.
Jérôme Müggler, Direktor der IHK Thurgau, betont die weitreichenden indirekten Konsequenzen: «Ein Grossteil der KMU ist elementar auf Aufträge von grösseren Unternehmen angewiesen. Eine Annahme der Initiative hätte Auftragsausfälle und eine geringere Investitionstätigkeit zur Folge.» Markus Bänziger, Direktor der IHK St.Gallen-Appenzell, ergänzt: «Der Standort Schweiz verliert stark an Attraktivität für Unternehmen, wenn das Risiko einer dereinstigen starken Besteuerung mitschwingt.» Hinzu käme der Verlust von Steuersubstrat. Die Einführung der Erbschaftssteuer würde zu Steuervermeidungsreaktionen führen, insbesondere in Form von Wegzug. Schätzungen einer HSG-Studie zufolge hätte eine Annahme der Initiative jährliche Steuerausfälle in Höhe von netto 2.1 Milliarden Franken zur Folge. Allein in den Ostschweizer Kantonen würden dem Fiskus über 100 Millionen Franken pro Jahr entgehen.[1] Die Mindereinnahmen aus dem Nationalen Finanzausgleich sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. «Die neue Erbschaftssteuer hätte ein sehr hohes Preisschild», folgert Markus Bänziger.
IHKs lehnen Initiative entschieden ab
Die beiden Ostschweizer Industrie- und Handelskammern lehnen die Initiative aus all diesen Gründen entschieden ab. Jérôme Müggler betont: «Die Initiative ist ein direkter Angriff auf die Familienunternehmen». Die Schweiz sei ein Land der familiengeführten Unternehmen: Neun von zehn Unternehmen hierzulande sind Familienunternehmen, rund 3.2 Millionen Erwerbstätige sind in einem Familienunternehmen beschäftigt. Diesem Umstand sei Sorge zu tragen. Markus Bänziger: «Familiengeführte Unternehmen wirtschaften meist langfristig ausgerichtet und sind krisenresistent. Ihre Risikobereitschaft und ihr Innovationsgeist dürfen nicht abgestraft werden.» Die Juso-Erbschaftssteuerinitiative beabsichtige aber genau das – und gefährde damit Unternehmensexistenzen sowie letztlich das Erfolgsmodell Schweiz.