Zuzwil vernetzt und fördert Naturflächen
Obstgärten, Hecken, Moorflächen, extensiv genutzte Wiesen und Weiden bieten vielen Tier- und Pflanzenarten auch in den heutzutage mehrheitlich intensiv genutzten Landwirtschaftsgebieten wertvolle Lebensräume und Wanderstrukturen. Je dichter dieses Netzwerk und je besser die Qualität der einzelnen Lebensräume, umso besser für die Tier- und Pflanzenarten des Kulturlandes. Dabei geht es nicht um die Rückkehr in eine Zeit als das Landschaftsbild von Zuzwil noch von Hochstammbäumen geprägt war, sondern um eine möglichst effiziente und zielgerichtete Förderung der Natur im verbliebenen Landwirtschaftsgebiet unserer Zeit.
Zwischenbericht
Aktuell nehmen 23 Bewirtschafter am Vernetzungsprojekt teil. Sie haben insgesamt 43,6 Hektaren zur Vernetzung angemeldet. Das Projekt läuft jeweils während acht Jahren (2017 bis 2024). Im vergangenen Jahr wurde eine erste Zwischenbilanz gezogen. Die Erreichbarkeit der gesetzten Ziele wurde überprüft, ein Bericht dazu verfasst und fristgerecht beim Kanton eingereicht. Während die Anzahl Obstgärten und extensiv genutzter Wiesen mit Beginn der inzwischen dritten Vernetzungsperiode zugenommen haben, gingen die extensiv genutzten Weideflächen und die Anzahl Obstbäume insgesamt leicht zurück. Die standortgerechten einheimischen Einzelbäume wurden mit der Pflanzung von Alleen in den letzten Jahren gezielt gefördert.
Biodiversität fördern
Besonders erfreulich ist, dass die Vernetzung der Biodiversitätsförderflächen in den letzten Jahren gesichert und verbessert werden konnte. Nebst einigen Lücken, die es noch zu schliessen gilt, soll nun vor allem ihre Qualität gesteigert werden. Extensiv genutzte Wiesen und Weiden sind beispielsweise besonders wertvoll, wenn sie eine artenreiche Pflanzengesellschaft aufweisen. Obstbäume werden mit zunehmendem Alter immer bedeutender, unter anderem weil dann vermehrt natürliche Baumhöhlen entstehen. Hecken mit vielen verschiedenen einheimischen Strauch- und Baumarten bieten Lebensräume für mehr Tierarten.
Nisthilfen, Asthaufen und Altgrasstreifen
Dort wo der Pflanzenartenreichtum noch klein ist, sind die Vernetzungsflächen mit anderen Massnahmen aufgewertet. Mit Strukturenelementen, wie Ast- oder Steinhaufen sowie dem stellenweisen «Stehenlassen» von Grasstreifen, werden Verstecke oder Nistmöglichkeiten für verschiedene Tierarten angeboten. Zwar mögen solche Altgrasstreifen, Brachflächen oder verwachsene Asthaufen von manchen Spaziergängerinnen und Spaziergängern auf den ersten Blick als unordentlich empfunden werden, doch sind sie für das Überleben gewisser Tierarten essentiell.
Rückzugsflächen für Tiere
Das Mikroklima auf einer geschnittenen Wiese ändert sich dramatisch. Altgrasstreifen dienen als Rückzugsflächen für Insekten, Amphibien, Reptilien aber auch Wiesel und Feldhasen. Diese verlieren beim Schnitt einer Wiese auf einmal alle Deckung und teilweise auch einen Grossteil der Nahrungsquellen. Rückzugsflächen sind dann wie rettende Inseln für diese Tiere. Dort gibt es weiterhin Blüten, welche Nektar und Pollen für Bienen, Fliegen, Käfer und Schmetterlinge sowie Nahrungspflanzen für gewisse Heuschrecken und Raupen anbieten. Ebenfalls dienen sie als optimale Deckung. Dank dem Vernetzungsprojekt stehen solche Altgrasstreifen nebst den Flachmoorflächen nun auch auf 15 Wiesenflächen zur Verfügung. Im Rahmen des Vernetzungsprojektes haben die Zuzwiler Landwirte über 60 Nisthilfen für Vögel und 40 Ast- oder Steinhaufen geschaffen.
Kleiner Moorbläuling und Neuntöter
In der Zuzwiler Kulturlandschaft konnten noch einige seltene Arten überleben. Besonders das Zuzwiler Riet mit seinen grossen Moorflächen beherbergt seltene Arten, wie den kleinen Moorbläuling, die Sumpfschrecke und den Neuntöter. Aber auch in den übrigen Gebieten wäre der Grünspecht oder der Schachbrettfalter selten oder ganz verschwunden, wären da nicht Hochbaustämme, extensiv genutzte Wiesen und andere ökologisch wertvolle Vernetzungsflächen. Um den Lebensraum dieser und vieler weiteren Arten zu sichern, leisten Projekte zur Vernetzung einen wertvollen Beitrag.