Der Generelle Entwässerungsplan – Fachleute sprechen vom GEP – ist eine wichtige Grundlagenplanung jeder Gemeinde und gibt Antworten auf Fragen rund um die Entwässerung jeder Liegenschaft und den Wasserabfluss in Kanälen und Gewässern. Wie ist der Zustand von Schächten und Kanälen? Wo brauchts Sanierungen? Genügen die Rohrdurchmesser bei Starkregenereignissen? Wo brauchts im komplexen Abwassersystem mit Schächten, Kanälen und Regenbecken Anpassungen? Wo gelangt sauberes Wasser in die Kanäle – und wie kann es ferngehalten werden? All diese Fragen stellen sich unabhängig von der Kläranlage.
Auswirkungen auf die Gewässer
In die Betrachtung des GEP gehören auch die Gewässer. Eine wichtige Fragestellung ist, wie sie mit den stofflichen und hydraulischen Belastungen aus dem Siedlungsgebiet umgehen. Und solche Belastungen entstehen für die Gewässer auch aus den Entlastungen des Kanalnetzes. Abwasserkanäle sind so dimensioniert, dass sie das üblicherweise anfallende Abwasser gut aufnehmen können und zur Kläranlage transportieren. In Regenereignissen gelangt über Schächte und von Dach- und Platzentwässerungen zusätzliches Wasser in die Kanäle. Das kann für sie zu viel werden. Entsprechend hat jedes Abwassersystem sogenannte Regenüberläufe in Gewässer. In der Praxis gelangt das Zuviel an Wasser im Kanal zuerst meist in ein Regenbecken – das sind grosse, unterirdische Speicherbecken. Hält das Regenereignis zu lange an, überlaufen auch diese Becken über einen Auslauf ins Gewässer. Trotz der Grobreinigung in den Regenbecken hinterlässt das an den Bachböschungen oft unschöne Verunreinigungen durch Feuchttücher, WC-Papier und anderes. Das ist hauptsächlich ein optisches Problem. Daneben gelangen mit dem Abwasser weitere Stoffe in die Gewässer. Trotz der oft ausreichenden Verdünnung des Abwassers bei Regenereignissen können dadurch Belastungen entstehen. Wie gut verkraftet der Bach das? Dabei spielt nebst Häufigkeit und Mengen auch Art und Grösse des Gewässers eine wichtige Rolle. Brauchts zusätzliche Massnahmen? Auch diesen Fragen geht der GEP nach.
Sonderfall Uze
Die Siedlungsentwässerung muss so auf die Gewässer ausgerichtet sein, dass diese in ihrer Funktion als Lebensraum von Pflanzen und Tieren nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Vereinfacht gesagt gilt: Je urbaner das Gebiet ist, durch welches ein Gewässer führt, desto deutlicher ist der Einfluss der Siedlungsentwässerung aufs Gewässer. Arnold Mauchle, Projektleiter des beauftragten Ingenieurbüros Holinger AG: «Das ist in sämtlichen Gemeinden und Städten der Fall, da der Einfluss der Entwässerung urbaner Gebiete auf Fliessgewässer nur sehr schwierig zu vermeiden ist.» Dazu komme, dass die Situation der Uze mit einer hohen Zahl von Einleitstellen auf kurzer Strecke und der Vorbelastung im Oberlauf im Kanton St. Gallen einzigartig sei. Die erzielten Ergebnisse aus den Gewässeruntersuchungen seien denn auch wichtige Grundlage für Optimierungen und zur Minimierung der Einflüsse der Entwässerung auf die Gewässer.
Wie ist die Qualität in den Uzwiler Fliessgewässern?
Und wie stehts generell um die Qualität der untersuchten Fliessgewässer in Uzwil? Arnold Mauchle: «Mit den uns vorliegenden Resultaten der gewässerökologischen Untersuchungen der Firma Fässler Flusslauf kann die Gewässerqualität der Fliessgewässer der Gemeinde Uzwil als ausreichend bis gut eingestuft werden. Trotzdem gibt es Einleitungspunkte, an denen Gewässerabschnitte nachteilig beeinflusst werden.» Für den Fachmann lagen diese Ergebnisse im Bereich des Erwarteten. Positiv überrascht hat ihn, dass die Lebensgemeinschaften von wirbellosen Tierchen im Gewässer sich oft besser präsentierten, als dies der äussere Eindruck der Uze vermuten liesse. Der Fachmann beurteilt positiv, dass die Gemeinde mit dem vor einigen Jahren entstanden Rückhaltebecken an der Gruebenstrasse in Niederuzwil eine zusätzliche wichtige Infrastruktur schuf und mit den Optimierungen des Regenbeckens im Winkel in Henau in einem ersten Schritt dafür sorgte, dass weniger Feststoffe in den Henauerbach gelangen. Dort orten die Untersuchungen aber noch zusätzlichen Handlungsbedarf. Wichtig sei auch der Weg der Gemeinde, sich bei privaten und öffentlichen Bauvorhaben vermehrt für Versickerungsanlagen und Rückhaltemöglichkeiten von Regenwasser auf den Parzellen einzusetzen. Das verhindere den Abfluss via Kanalisation und reduziere damit im Ergebnis die Belastung der Fliessgewässer.
Alle können beitragen
Eine wichtige Hausaufgabe liegt nach dem Fachmann nicht nur bei der Gemeinde. Die Einwohnerinnen und Einwohner seien gefragt, mit richtigem Verhalten zum Schutz der Gewässer beizutragen. Die Toilette sei kein Müllschlucker. So gehörten beispielsweise Windeln, Kondome, Tampons, Feuchttücher und Katzenstreu nicht in die WC-Schüssel, sondern in den Hauskehricht. Abfall und Zigarettenstummel im öffentlichen Raum gehörten richtig entsorgt. Auf den Boden geworfen, würden sie schlussendlich oftmals den Weg in die Gewässer finden. «Ein rücksichtsvoller Umgang der Bevölkerung mit den Gewässern hat einen massgebenden Einfluss auf deren Zustand. So können alle ihren Beitrag leisten, die Gewässerqualität langfristig zu verbessern», meint Arnold Mauchle.