Berufsausbildung im Fokus
Damit junge Menschen eine Lehre absolvieren können, braucht es Betriebe, die Lehrstellen anbieten. Und in den Betrieben braucht es Menschen, die sich für die Ausbildung der Lernenden engagieren. Im Geschäftsbericht, der dieser Tage in den Haushaltungen landet, rückt die Gemeinde die Berufsausbildung in den Fokus. Die Bilder im Bericht stellen Lernende und ihre Berufsbildnerinnen und Berufsbildner ins Zentrum, stellvertretend für das Engagement in Uzwiler Betrieben. Gemeindepräsident Lucas Keel: «Das duale Bildungssystem bindet die jungen Menschen in das Geschäftsmodell ihres Lehrbetriebs ein. Sie erleben, was in der Wirtschaftswelt wichtig ist. Sie sind den Ansprüchen der Kundinnen und Kunden früh ausgesetzt. Die Berufsschule sorgt durch die Verbindung von Theorie und Praxis zusätzlich für Unabhängigkeit, nämlich dass der junge Mensch das Gelernte nicht nur an seinem Lehrort, sondern überhaupt in der Branche einsetzen kann. Er ist damit marktfähig. Uzwil steht für diesen Weg, auch dank den Uzwiler Betrieben.»
Sicht der Berufsfachschule
Wichtige Akteure in der Berufsbildung sind auch die Berufsfachschulen. Wie blickt Marco Frauchiger, Rektor des Berufs- und Weiterbildungszentrums Wil-Uzwil, auf die Entwicklungen in der Berufsbildung und auf den Lehrort Uzwil? «Die international bewunderte und viel gelobte Berufsbildung der Schweiz befindet sich im Umbruch. Mit der Vision Berufsbildung 2030 wurde ein mächtiger Modernisierungsschritt eingeleitet. Flexibler, individueller und effektiver sollen die zukünftigen Berufslehren sein. Die Bildungsziele werden rollend und laufend den sich rasch verändernden Gegebenheiten angepasst. Die Kooperation zwischen Ausbildungsbetrieben und Berufsfachschule wird nicht nur enger, sondern inhaltlich stringenter. Uzwil wird auch künftig in der Berufsbildungslandschaft eine wichtige Rolle spielen und hoffentlich auch weiterhin eine überregionale Ausstrahlung erfahren dürfen. Die Region Uzwil zeigt immer wieder eindrücklich wie Zusammenarbeit in der Berufsbildung gehen soll. Aktuellstes Beispiel ist das Berufserkundungsprojekt «Zoom» unseres Gewerbevereines. Über 250 Schulkinder durften während den Frühlingsferien in 27 Ausbildungsbetrieben spielerisch und praktisch unterschiedliche Lehrberufe kennenlernen. Trotz diesen positiven Nachrichten erkennen wir leider auch in der Schweiz eine Verlagerung in Richtung Akademisierung. Die Coronakrise scheint diesen Trend noch zusätzlich zu befeuern. Die Lehranmeldungen für den kommenden Sommer sind noch eher tief, während die Kantonsschulen noch nie so viele Anmeldungen verzeichnen konnten. Es gilt mit guter Arbeit, Erfolgsmeldungen und tollen Karrieremöglichkeiten die Berufsbildung attraktiv zu halten und unser Erfolgsmodell zu verteidigen.»
Schnuppern als Schlüssel
Die Uzwiler Gemeindeverwaltung bildet Kaufleute aus. Ein Beruf, der oft auch in Konkurrenz zur Kantonsschule steht. Monika Lehner, Leiterin des Personaldienstes: «Viele unserer potenziellen Lernenden könnten problemlos auch den gymnasialen Weg einschlagen. Sie entscheiden sich trotzdem für eine Bewerbung als Kauffrau oder Kaufmann bei uns, weil sie diesen Weg einer anspruchsvollen praxisorientierten Ausbildung in unserer Verwaltung als Erfolg versprechend erkennen.» Als Lehrbetrieb investiere die Gemeinde viel, um für Lernende attraktiv zu sein. Und sie sieht einen Schlüssel im Schnuppern. «Zwischen den letzten Herbstferien und den Frühlingsferien 2021 ermöglichten wir 24 Schülerinnen und Schülern, bei uns als Kauffrau oder Kaufmann zu schnuppern. Die Jugendlichen schätzten diese Möglichkeit, schätzten sehr, beim Schnuppern gleich selber aktiv in den Arbeitsprozess einzusteigen, mitzuarbeiten und so zu erfahren, wie sich der Alltag in der Berufswelt anfühlt.» Natürlich sei der Aufwand für die Schnuppertage hoch. Er lohne sich aber, weil viele der Jugendlichen sich aufgrund des Erlebten für eine Lehre bei der Gemeinde bewerben würden. «Jugendliche schilderten uns, dass sie die Möglichkeiten fürs Schnuppern wegen Corona in vielen Betrieben als eingeschränkt erlebten. Vielleicht ist das mit ein Grund, dass sie sich im Zweifelsfall für den gymnasialen Weg entscheiden», meint Monika Lehner.
Perspektiven
Wie vielfältig eine Berufslehre in Uzwiler Betrieben sein kann, wie unterschiedlich die Welten sind, in denen sich die Lernenden bewegen, zeigt die Rückseite des Uzwiler Blattes und die Bilderwelt des Geschäftsberichtes. Klar scheint: Die berufliche Grundausbildung als praktisch orientierter Weg steht in Konkurrenz zur zunehmenden Akademisierung, sie wandelt und verändert sich laufend. Und sie ist Basis für lebenslanges Lernen, öffnet so eine Vielzahl von Berufsperspektiven. Gerade die Uzwiler Arbeitswelt mit ihrem vielfältigen Angebot ist voller Möglichkeiten für junge Menschen.