Während 23 Jahren hat der ausgebildete Theologe den Strafvollzug im Saxerriet geprägt und mit neuen Vollzugskonzepten weiterentwickelt. Nun übernimmt die bisherige Leiterin des Amtes für Justizvollzug, Barbara Looser Kägi, die Nachfolge der Direktion.
Es geht um Menschen
«Die Möglichkeit der Besserung ist ein Menschenrecht.» Mit dieser Aussage liess sich Martin Vinzens vor seinem Amtsantritt als Direktor der Strafanstalt Saxerriet am 1. September 1998 in der Presse zitieren. Dem Motto ist er während seiner gesamten 23-jährigen Zeit als Direktor treu geblieben.
Als ausgebildeter Theologe und nach mehrjähriger Seelsorgetätigkeit war für Martin Vinzens der Wechsel in den Strafvollzug - zuerst in den Sozialdienst der Strafanstalt Saxerriet, nach einem Jahr, 1998, bereits als neuer Direktor - nur vordergründig überraschend. Die Querbezüge zwischen Theologie und Strafvollzug sind unverkennbar und bei Martin Vinzens geradezu prägend: Es geht um Menschen. So hat Martin Vinzens neue und bahnbrechende Vollzugskonzepte - etwa das Spezialprogramm für leistungsschwächere Insassen, opfer-orientierte Resozialisierungsprogramme oder die tiergestützte Therapie - entwickelt. In den Jahren 2000 bis 2003 hat er den Neubau der gesamten Vollzugstrakte eng begleitet. Und mit der Übergangsabteilung hat er ein völlig neues Angebot an der Schnittstelle zwischen geschlossenem und offenem Vollzug geschaffen.
Daneben hat Martin Vinzens noch die Zeit gefunden, an der Ausbildung der Vollzugsfachleute mitzuwirken und sein Wissen in die zeitintensive Tätigkeit der Fachkommission des Ostschweizer Strafvollzugskonkordats zur Beurteilung gemeingefährlicher Straftäter einzubringen. Für seine Mitarbeiter und für seine Vorgesetzten war er stets ein vertrauensvoller, offener und verlässlicher Gesprächspartner. Sein Verständnis des heutigen Strafvollzugs im Saxerriet, das als offene Anstalt die Insassen auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet, hat Martin Vinzens kurz vor seiner Pensionierung in der Personalzeitschrift des Kantons so definiert: «Unsere Insassen haben eine Perspektive. An dieser Perspektive arbeiten wir. Das Ziel ist Resozialisierung. Das ist nichts anderes, als eine zweite Chance zu haben.»