Natürlich: Uzwil hat den Augarten. Dort klemmts und stauts hin und wieder. Die Ideen, das Problem zu lösen, schiessen derzeit aus dem Boden wie Pilze im Herbst. Uzwil hat in Sachen Verkehr mehr als den Augarten – vor allem eine gute Verkehrsanbindung. Der Lebensraum hat seinen direkten Zugang zur Autobahn. 100 Kilometer Strassen in der Gemeinde sorgen für die Feinverteilung und für Verbindungen. Auf diesen Strassen bewegen sich auch die Busse des öffentlichen Verkehrs und verbinden Dörfer und Quartiere mit dem Bahnhof, dem Tor zur Welt des überregionalen öffentlichen Verkehrs.
Massentransportmittel
Der öffentliche Verkehr ist ein Massentransportmittel. Ausgerichtet auf Massenbedürfnisse. Hat eine Linie zu wenige Fahrgäste, droht ihr das Aus. Und so ist auch erklärbar, dass nicht Jede und Jeder den öffentlichen Verkehr vor der Haustüre hat, dass der Weg zur nächsten Haltestelle auch in den Dörfern Uzwil und Niederuzwil schon mal länger ist. Wer sich entscheidet, auf dem Land zu wohnen, verzichtet auf die Vorzüge des urbanen Lebens. Und dazu gehört auch ein dichteres Netz des öffentlichen Verkehrs. Der Blick auf Uzwils Dörfer zeigt zwei weisse Flecken. Die beiden ländlichen Dörfer Stolzenberg mit 80 und Niederstetten mit 150 Einwohnerinnen und Einwohner haben kein Angebot des öffentlichen Verkehrs. Mit diesen Einwohnerzahlen hätten die Dörfer nur dann ein öV-Angebot, wenn dort sowieso grad eine Linie durchführt. Oberstetten etwa profitiert davon, dass für den gestrichenen Bahnhalt in Algetshausen-Henau eine neue Buslinie als Bahnersatz entstand und ihr Weg durchs Dorf führt.
Alternative Ruftaxi
Stolzenberg und Niederstetten werden auch künftig nicht an den öffentlichen Verkehr angeschlossen. Und trotzdem ergibt sich für die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Dörfer und ihre Besucherinnen und Besucher ab dem 1. Juni mit dem Ruftaxi eine neue Möglichkeit. Ruftaxi? Eigentlich ein normales Taxiangebot, die Gemeinde subventioniert aber gewisse Fahrten. Konkret: Die Taxis der beiden Taxiunternehmen Toscanelli und Blitztaxi, welche üblicherweise ab dem Uzwiler Bahnhof ihre Dienste anbieten, stellen das Angebot sicher. Die Gemeinde vergünstigt die Taxifahrten ab dem Bahnhof Uzwil oder den Gemeindehäusern Uzwil und Oberuzwil nach Niederstetten und Stolzenberg oder umgekehrt. Ein- und Auslad von Fahrgästen auf der Strecke ist nicht möglich. Der Fahrpreis gilt pro Fahrt und ist deshalb mit zwei oder mehreren Fahrgästen gleich teuer. Taxis haben keinen Fahrplan. Sie arbeiten ihre Fahrten nach dem Reservationszeitpunkt ab. Das gilt auch für die Nutzerinnen und Nutzer des Ruftaxis. Sie werden nicht bevorzugt behandelt. Und wichtig zu wissen ist auch: Das Ruftaxi ist kein öffentlicher Verkehr. Es ist nicht für regelmässige Fahrten wie den täglichen Arbeitsweg gedacht.
Warum subventioniert?
In kaum einem anderen Land ist das Angebot im öffentlichen Verkehr so dicht und so gut ausgebaut wie in der Schweiz. Davon profitieren auch die Bewohnerinnen und Bewohner von fünf der sieben Uzwiler Dörfer. Die Kosten des öffentlichen Regionalverkehrs zahlen vermeintlich die Fahrgäste mit ihren Tickets. Diese Erträge finanzieren weniger als die Hälfte der Kosten. Der öffentliche Verkehr wird von Bund, Kantonen und Gemeinden stark subventioniert. Ohne diese Subventionen müssten die Fahrgäste deutlich tiefer in die Tasche greifen.