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Bildung
17.06.2021
17.06.2021 10:51 Uhr

Wie steht es um den Berufsschulstandort Uzwil?

Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Uzwil – nahe am regionalen Arbeitsplatzschwerpunkt. 1‘100 Lernende gehen hier ein und aus. Zum Betrieb gehört auch das frühere KV-Schulhaus über der Schöntalstrasse, angrenzend an die Oberstufe Schöntalstrasse. Bild: Bildform Henau, Peter Dotzauer
Was man hat, nimmt man als selbstverständlich hin. Wie selbstverständlich ist es, dass Uzwil Standort von Berufsschulen ist und bleibt? Auch dieser Bereich ist in Bewegung.

von Lucas Keel und Thomas Stricker

Das Berufs- und Weiterbildungszentrum an der Schöntalstrasse, die Berufsfachschule Polybau an der Lindenstrasse: Zwei Berufsschulen prägen den Standort Uzwil. Und das schon seit Jahrzehnten. 1949 errichtete der damalige Schweizer Dachdeckermeisterverband in Uzwil seine Fachschule. Im selben Gebäude bezog auch die «Gewerbliche Berufsschule Uzwil» neue Schulräumlichkeiten. Der Werkhalle war ein Bühnentrakt angegliedert. Sie war der Uzwiler Veranstaltungsort, bevor der Gemeindesaal entstand. 1985 wechselte die Gewerbliche Berufsschule ins neu gebaute Berufsschulzentrum mit Dreifachturnhalle an der Schöntalstrasse. Die Geschichte des Berufsschulwesens in Uzwil ging aber viel früher los. Am Industriestandort Uzwil hatte die Berufsbildung früh hohe Bedeutung. Schon 1869 entstand die erste, noch freiwillige Fortbildungsschule für Lehrlinge. Obligatorisch wurde der Unterricht erst mit dem st. gallischen Lehrlingsgesetz 1922. Ebenfalls früh – schon 1899 – entstand die kaufmännische Berufsschule. 1960 / 61 entstand das KV-Schulhaus an der Schöntalstrasse, gleich neben der Oberstufe an der Schöntalstrasse. Es wird heute vom Berufs- und Weiterbildungszentrum genutzt.

Heute

Der Verein Polybau bildet an der Lindenstrasse die Spezialisten der Gebäudehülle aus. Aus der halben Schweiz strömen junge Leute für ihre Schultage nach Uzwil. Die 600 Lernenden, welche die Schule besuchen, werden von 27 Lehrpersonen beschult. Für die praktischen Kurse sind 127 Instruktoren ergänzend tageweise im Einsatz. Die Schule ist auch in der Weiterbildung aktiv. Etwa 300 Weiterbildende werden von 80 Dozenten und Instruktoren unterrichtet. Das Berufs- und Weiterbildungszentrum an der Schöntalstrasse beschult 1‘100 Lernende und 400 Weiterbildende. 100 Lehrpersonen unterrichten dafür am Standort Uzwil. Diese Zahlen unterstreichen die hohe Bedeutung der beiden Bildungseinrichtungen.

Berufsfelder bündeln

Einer Interpellationsantwort der St. Galler Regierung kann entnommen werden, dass hinter den Kulissen an der Zukunft der Berufsschullandschaft gearbeitet wird. So werden offenbar verschiedene Modelle für Kompetenzzentren geprüft. Diese würden nach der Analysephase konkretisiert und mit den Anspruchsgruppen gespiegelt. Zu den Arbeiten gehören auch ‹die Bestandesaufnahme der Schulräume und die Erhebung der Anforderungen an deren künftige Nutzung›. Den meisten Modellen gemeinsam werde eine Bündelung der Berufe zu Berufsfeldern und je Berufsfachschule ein Angebot von mehreren, zahlenmässig aber begrenzten Berufsfeldern sein. Eine solche Stossrichtung haben Gemeinden, Unternehmen und Kantonsräte der Region schon im Januar 2020 beim zuständigen Regierungsrat Stephan Kölliker angeregt. Insgesamt gibt es 35 unterzeichnete Absichtserklärungen, die das unterstützen. Sie zielen darauf, Berufe entlang der Prozesskette auszubilden und eine praxisnahe Ausbildungsumgebung bereitzustellen. Zudem soll lernortübergreifend ausgebildet und das Zusammenspiel von Schule und Lernort verbessert werden. Und die Bildungsstandorte sollen ein klares Profil haben, für Uzwil sind das technische und industrielle Berufe.

Standort Uzwil entwickeln

Wenn es um die Entwicklung der Gemeinde geht, bezieht Uzwil die Bildungs-Institutionen regelmässig in ihre strategischen Überlegungen ein. So diente der Erwerb der Grünfläche zwischen Gemeindesaal und Berufsschule vor rund fünf Jahren unter anderem als ‹Entwicklungsmasse› für die Berufsschule. Auch wenn Schulbauten nicht in diesen Grünraum gebaut werden sollten: Eine grössere öffentliche Institution braucht eine angemessene Umgebung und einen Übergang oder Freiraum zu Wohnbauten. Bahnhofsnähe und öV-Erschliessung sind ebenfalls wichtige Faktoren für die Berufsbildung – auch hier wird dran gearbeitet.

Win-win-win-Potenzial

Veränderungen bieten Zeitfenster, um sie aktiv zu gestalten. Der Gemeinderat will seinen Beitrag für eine moderne Berufsbildung leisten und sollte es nötig sein, bei der Bürgerschaft auch entsprechende Kreditanträge stellen. Er sieht einiges win-win-win-Potenzial und hat das Thema Berufsbildung deshalb hoch priorisiert. Auch wenn es für konkrete Informationen zu früh ist und das kantonale Projekt und die Interpellationsantwort abgewartet werden müssen: Für die Bürgerschaft ist wichtig zu wissen, dass der Gemeinderat in der Berufsbildung sein Augenmerk hat.

Gemeinde Uzwil / Lucas Keel / Thomas Stricker