Hohes Gesundheitsangebot führt zu hohen Kosten
Die Ausgangslage im Gesundheitswesen habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, sagte der Referent. Die gestiegene Lebenserwartung habe in den letzten 20 Jahren zu einer Verdoppelung der Kosten geführt. Das Gesundheitsangebot in der Schweiz stehe auf einem hohen Qualitätsniveau und die Wahlfreiheit bei Krankenkassen, Ärzten und Spitälern werde geschätzt. „Wir sind in einer bevorzugten Lage, aber es ist wichtig, dass auch unterentwickelte Länder diese Vorteile haben können“, bemerkte Lohr. Er stellte fest, dass der attraktive Gesundheitsmarkt in der Schweiz auch seine Auswirkungen auf die Kosten habe. Die jährlich steigenden Krankenkassenprämien seien vor allem für den Mittelstand gravierend und dazu noch von Kanton zu Kanton verschieden. Im System gebe es noch zu viele Fehlanreize. Allerdings würden Regulierungsmassnahmen zu neuen Regulierungen führen. Es gebe in den Kantonen individuelle Interessenkonflikte infolge der Mehrfachrollen der Politiker. Das komme auch bezüglich Spitalplanung zum Ausdruck, bei der Kombiangebote keinen Sinn machen würden. Persönlich forderte Lohr, die verschiedenen Organisationen und Krankenkassen in die Pflicht zu nehmen.
Aus den Erfahrungen lernen
Die Diskussion um ein Kostendach werfe die Frage auf, für welche Behandlungen das Budget reiche. Es bestehe zudem die Angst vor eine Zweiklassengesellschaft. Der Weg in die Zukunft führe über vermehrte Innovationen in Forschung und Medizin, über mehr Wettbewerb und patientenbezogene Therapiemodelle. Es seien ein eigenverantwortliches Verhalten und die Gesundheitskompetenz zu fördern. „Gesund sein ist nicht selbstverständlich und wir müssen wieder lernen, sie zu schätzen“, begründete er seine positive Lebenseinstellung. In der allgemeinen Diskussion wurde unter anderem die Coronasituation angesprochen. Man sei unvorbereitet in eine Entwicklung geraten, die zu spontanen Massnahmen führten. Es sei wichtig, aus diesen Erfahrungen zu lernen. Abschliessend verneinte Lohr, dass unser Gesundheitswesen krank sei. Die Entwicklung sei jedoch gut zu verfolgen und entsprechende Aktivitäts- und Ernährungsprogramme zu kreieren. „Wir haben vieles in den eigenen Händen, packen wir es an. Eigenverantwortung und Solidarität ist für die ganze Gesellschaft gefordert“.